Um es gleich zu Beginn auf den Punkt zu bringen: Hunde dürfen keine Weintrauben essen. Es sei denn, Sie wissen ganz genau, dass Ihr Hund Trauben verträgt.
Neulich sah ich in einem Film, wie ein kleines Mädchen ihrem Hund eine Traube zu fressen gibt. Um Gottes willen nicht, dachte ich. Gedanklich sah ich den kleinen Vierbeiner schon am Tropf in der Tierklinik hängen, während er um sein Leben ringt.
Warum dürfen Hunde keine Weintrauben essen?
Mittlerweile wissen die meisten Hundebesitzer, dass Weintrauben giftig für Hunde sein können. Wenn das also so klar ist, warum gibt es dann so widersprüchliche Aussagen?
Vielleicht erzählt Ihnen ein Winzer, dass sein Hund schon immer Weintrauben genascht hat. Sein Vierbeiner ist niemals davon krank geworden.
Auf der anderen Seite berichten Tierkliniken davon, dass Hunde sterben oder eingeschläfert werden mussten, nachdem Sie nur wenige Trauben genascht hatten.
Die Antwort ist einfach. Beide Aussagen sind richtig. Allerdings wissen Sie nicht zu welcher Gruppe Ihre Fellnase gehört.
Wie gefährlich sind Weintrauben für Hunde?
Im Jahr 2001 erschien eine tiermedizinische Studie die den Zusammenhang von Nierenversagen bei Hunden mit Weintrauben und Rosinen untersuchte.
Schon damals stellten die Wissenschaftler fest, dass nur ungefähr die Hälfte der Hunde an Nierenversagen litten, nachdem sie Trauben gefressen hatten. Die anderen 50 % der Hunde zeigten keine Vergiftungssymptome.
Was tun, wenn Hund Trauben gefressen hat?
Wenn Ihr Hund Weintrauben gefressen hat, zögern Sie nicht so schnell wie möglich zum Tierarzt gehen. Nur sofortige Hilfe kann das Leben Ihres Hundes retten.
Innerhalb der ersten vier Stunden besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit den Magen-Darm-Trakt Ihres Hunde entgiften zu können. Falls sich Ihr Vierbeiner nicht ohnehin bereits erbrochen hat.
Außerdem wird Ihre Tierärztin dem Hund Blut abnehmen, um die Nierenwerte zu bestimmen. Vorsorglich werden Hunde intravenös mit Flüssigkeit versorgt. Dies hilft, den Flüssigkeitshaushalt und die Nierenfunktion zu stabilisieren.
Daneben erhält der Vierbeiner Mittel gegen Übelkeit und Durchfall sowie Phosphatbinder, die die Aufnahme von Giftstoffen im Köper verhindern sollen. In schweren Fällen kann es nötig sein, den Hund stationär aufzunehmen, um ihn überwachen zu können.
Bleiben Sie dennoch ruhig. Mittlerweile sind die Behandlungsmethoden bei einer Weintraubenvergiftung sehr ausgeklügelt, sodass Hunde sehr gute Überlebenschancen haben.
Nierenversagen durch Trauben?
Das sah bis zum Jahr 2001 noch ganz anders aus. In der Studie über „Akutes Nierenversagen nach der Aufnahme von Weintrauben und Rosinen“ berichten sechs Wissenschaftler über 43 Fälle in denen Hunde Weintrauben gegessen hatten. Davon überlebten nur 53 Prozent. Den ganzen Untersuchungsbericht finden Sie im englischsprachigen Artikel „Acute Renal Failure in Dogs After the Ingestion of Grapes or Raisins„.
Einige Stunden nach dem Verzehr treten erste Vergiftungserscheinungen durch Weintrauben auf. Typisch dafür sind Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Bauch- und Magenkrämpfe. Der Appetit der Tiere lässt deutlich nach.
Symptome einer Weintraubenvergiftung beim Hund
- Erbrechen
- Lethargie
- Durstgefühl
- Durchfall
- verminderte Urinleistung
- erhöhte Urinausscheidung
- Bauchschmerzen
- Appetitlosigkeit
- gestörte Bewegungskoordination
- Blähungen
- Darmgeräusche
- Schwäche
Welche Hunde vertragen Weintrauben?
Ungewöhnlich ist, dass nicht jeder Hund mit solchen Vergiftungserscheinungen reagiert. Seit der ersten Untersuchung forschen weltweit Tierärzte an den genauen Ursachen der Weintraubenvergiftung.
Bisher konnte der Giftstoff jedoch nicht identifiziert werden, der das Nierenversagen auslöst. Außerdem haben die Wissenschaftler keine Auffälligkeiten finden können, weder bei Hunderassen, kastriert oder nicht, Alter der Hunde, Gewicht der Hunde, Menge der gefressenen Trauben.
Die Tierärzte haben jedoch die Behandlungsmethoden verfeinert, sodass immer weniger Hunde sterben müssen, falls sie Trauben oder Rosinen aufgenommen haben.
- Entgiftung des Magen-Darm-Trakts durch Erbrechen
- Gabe von Aktivkohle, um Giftstoffe zu binden
- Flüssigkeitszufuhr, intravenös als Infusion
- Medikamente wie Diuretika und Dopamin, um die Nierenfunktion zu unterstützen
- Hämodialyse
Gleichzeitig werden die Blutwerte für Kreatinin, Harnstoff, Kalzium und Phosphor bestimmt. Anhand dieser Werte können Tierärzte die Nierenfunktion kontrollieren. Im schlimmsten Fall muss die Nierenschwäche durch eine Hämodialyse ausgeglichen werden.
Ende des Jahres 2019 veröffentlichten sieben Tierärzte us-amerikanischer Tierkliniken eine weitere Studie. Dazu werteten sie die Daten von drei Tierkliniken in den USA aus. Dort wurden 139 Hunde behandelt die Trauben oder Rosinenbeeren gefressen hatten. Zwei Drittel der Hunde hatte Trauben zu sich genommen und mehr als ein Drittel getrocknete Weinbeeren.
Von 139 behandelten Hunden starb nur ein einziger Vierbeiner an Komplikationen während einer Dialysebehandlung.
Gefährliche Situationen vermeiden
Um eine derart gefährliche Situation zu vermeiden, ist es wichtig, dass Sie als Hundehalter vorsorgen. Lassen Sie Ihr Tier niemals Weintrauben naschen, auch keine kleine Menge. So gewöhnt er sich erst gar nicht an den Geschmack.
Lassen Sie Weintrauben und Rosinen nie unbeaufsichtigt.
Achten Sie bei Spaziergängen im Herbst in den Weinbaugebieten darauf, dass der Hund nicht unkontrolliert Beeren zu sich nimmt. Das gilt auch für die auspressten Trauben, die als Trester wieder auf die Felder ausgebracht werden.
In der Schweiz muss Traubentrester mittlerweile vergärt oder kompostiert werden, bevor die Reste der Weinherstellung wieder als Dünger auf die Felder ausgebracht werden dürfen. Außerdem wird der Trester mit Gülle vermischt.
Darüber berichten die Institute für Veterinärpharmakologie und -toxikologie der Universitäten Zürich und Bern in der Studie „Neue Ursachen von Tiervergiftungen in der Schweiz„.
Rosinen sind überall im Haushalt
Weintrauben sind bei uns Menschen sehr beliebt. Es gibt sie in verschiedenen Sorten und sie schmecken säuerlich bis süß. Zum Kochen und Backen werden sie gerne getrocknet als Rosinen verwendet.
Woran ich zunächst gar nicht gedacht habe, sind die vielen Lebensmittel denen Rosinen zugesetzt sind. Vom Müsli, über Christstollen bis zum Osterbrot und Rosinenbrötchen. Überprüfen Sie einmal Ihre Lebensmittel auf Zutaten wie Korinthen, Trauben und Weinbeeren.
Deshalb sollten Sie als Hundebesitzer mit den kleinen Rosinenbeeren sehr vorsichtig sein. Die unscheinbaren Früchte können sehr gefährlich für Hunde sein.
Weintrauben und Rosinen
nie unbeaufsichtigt, bei Hunden im Haushalt
Wie viele Trauben sind giftig für Hunde?
Bis heute sind sich Forscher nicht sicher, welcher Giftstoff wirksam ist. Allgemein ist von Weintraubentoxin die Rede, also einem toxisch wirkenden Stoff. Obwohl die Menge der aufgenommenen Trauben in den Kliniken dokumentiert wird, gibt es bis heute keine exakten Angaben.
Fest steht, dass etwa 15 Gramm Weintrauben pro Kilogramm Körpergewicht Vergiftungserscheinungen beim Hund hervorrufen können.
Bei einem 20 Kilogramm schweren Hund reichen also 200 bis 600 Gramm Weintrauben aus, um ihn zu vergiften.
Bei den Rosinen ist die Menge sogar noch deutlich geringer. Hier wirken bereits 2,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht toxisch.
Deshalb sollten Sie keinesfalls zögern, den Tierarzt aufzusuchen, falls Ihr Hund sich über die Trauben hergemacht hat. Denken Sie daran, im schlimmsten Fall liegt die Sterblichkeit bei knapp 50 %.
Gerne Obst füttern, niemals Weintrauben
Obst ist für unsere Hunde eine ideale Beigabe zum herkömmlichen Futter. Auch als Snack zwischendurch sind Obststücke eine gesunde Ergänzung. Obst liefert Hunden viele Nährstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die sich auf die Gesundheit des Tieres positiv auswirken.
Allerdings ist Vorsicht geboten. Nicht jedes Obst ist für den Hund gesund. So sollten Hunde Weintrauben niemals fressen. Es gibt genügend alternative Obstsorten, die Sie hier finden.
Die genauen Ursachen für die Vergiftung der Nieren sind noch nicht restlos geklärt. Auf dieser Seite haben Sie hoffentlich genügend Informationen gefunden, warum das so ist.
Zitierte wissenschaftliche Studien
Paul A. Eubig, Melinda S. Brady, Sharon M. Gwaltney‐Brant, Safdar A. Khan, Elisa M. Mazzaferro, Carla M.K. Morrow (2005): Acute Renal Failure in Dogs After the Ingestion of Grapes or Raisins: A Retrospective Evaluation of 43 Dogs (1992–2002)
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16231710
Colin F. Reich, Mallory C. Salcedo, Amy M. Koenigshof, Molly M. Hopp, Julie M. Walker (2019): Retrospective evaluation of the clinical course and outcome following grape or raisin ingestion in dogs (2005–2014)
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31714003
M. Schediwy, M. Mevissen, D. Demuth, J. Kupper, H. Naegeli (2015): Neue Ursachen von Tiervergiftungen in der Schweiz.
sat.gstsvs.ch/fileadmin/datapool_upload/IgJournal/Artikel/pdf/SAT_03_2015_Schediwy.pdf
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